In Österreich, einem der reichsten Länder Europas, können über 1 Million Menschen nicht sinnerfassend lesen und kaum schreiben. Über 600.000 davon sind in Österreich geboren und haben österreichische Schulen besucht. 400.000 davon sind Menschen mit Migrations- oder Fluchthintergrund – die Situation ist in Deutschland nicht viel besser. Aber das ist kein Trost.
Diese funktionellen Analphabeten bekommen keinen guten Schulabschluss, keine akzeptable Berufsausbildung, finden kaum Lehrstellen. Und in Krisenzeiten sind sie die ersten, die ihren Job verlieren: Über 500.000 Menschen sind arbeitslos, 136.000 suchen schon länger als ein Jahr nach einem Job.
Das Problem des funktionellen Analphabetismus ist aber kein Problem von Schule oder Lehrkräften. Es ist ein Problem von bildungsfernen Familien. Wenn ein Kind bei und mit seinen Eltern nie die Lust an der Sprache erlebt, keine Bücher vorgelesen bekommt und entdeckt, wie die eigene Welt in den Büchern groß und aufregend wird, wer nie das Beispiel des lesenden Vaters, der lesenden Mutter und Geschwister vor Augen hat, dem wird vom Kinderwagen, vom Tragetuch an signalisiert: Lesen ist nicht wichtig, Geschriebenes ist uninteressant, Texte, Zeitungen, Bücher haben keinen praktischen Wert.
Wer meint, man könne gut durchs Leben kommen, wenn man auf einem Handy nach oben und unten, nach rechts und links wischen und ein paar Icons anklicken kann, dem kann man mit Ernst Jandl nur sagen: Werch ein Illtum! Denn lechts und rinks kann man sehr wohl velwechsern.
Aber Ernst Jandl wird funktionale Analphabeten nicht überzeugen. Sie können ja seine Gedichte nicht lesen. Wir könnten also durch die Schulen touren und Ernst-Jandl-Gedichte vortragen und damit Sprachlust wecken. Aber die dafür notwendigen Ressourcen haben wir nicht.
Aber wir haben Heads Up! Mit Heads Up! organisieren wir das Lernen als Familienspiel. Dazu brauchen wir auch die Schulen. Wir fördern lernspielende Familien! Das miteinander Sprechen und Spielen vermittelt soziale Bedeutung. Das Lernquizz macht Spaß, ist kurzweilig und beginnt sprachlich auf einfachem Niveau. Wortschatzerweiterungen ohne klassisches Vokabellernen, immer am Thema, über das man lernen soll. Wie oft hat sich bei Ihnen schon jemand beschwert, weil Sie einen Sachverhalt einfach und gut verständlich erklärt haben? Na eben.
Es ist ein weiter Weg von Zusammenbuchstabieren eines Wortes bis zum Leseverständnis und dann bedarf es noch vieler Anstrengungen und Übungen bis sich Leselust einstellt. Mag die Leselust wenigen vorbehalten bleiben – aber zumindest bis zum Leseverständnis sollten es alle gesunden Köpfchen, die in den Schulen sitzen, schaffen.
Dass hinter Heads Up! eine Menge Technologie und ausgeklügelte Algorithmen stecken, ist ja weiter nicht von Bedeutung. Zumindest nicht für all jene, die mit Heads Up! eine Chance bekommen können.